Zahnkarpfen Poeciliden Poecilidae Zierfischbiotope        Kolumbien 2007 + 2009           Kleinfische Poecilia Barranquilla Atlantico Colombia


Die folgenden Fotos und Daten wurden im Dezember 2007 und im August 2009 im Norden Kolumbiens in der Umgebung von Barranquilla (Atlántico) und bei Dibulla (La Guajira) gesammelt. Im Mittelpunkt des Interesses stehen Zierfische bzw. kleine Süßwasserfische und ihre Lebensbedingungen. Obwohl im internationalen Vergleich in aquaristischer Hinsicht wenig spektakulär und wenig bekannt, bietet die Region dem interessierten Aquarianer dennoch reichlich Stoff für aquaristische Beobachtungen und Anregungen.

Die Fischfotos wurden in kurzer Zeit mit einfachsten Mitteln aufgenommen und lassen sicher manche Wünsche offen. Es sind aber alles Originalaufnahmen vor Ort und die Fische wurden nach dem Fototermin gleich wieder in ihr Element entlassen.



Maziruma
Ma Ziruma


     Das Maziruma Erholungszentrum in Dibulla ist ein idealer und empfehlenswerter Ausgangspunkt für Exkursionen in die Region zwischen den Bergen der Sierra Nevada de Santa Marta und der Karibischen See.

Dibulla liegt an der Mündung des Rio Jerez alias Rio Dibulla. Der Fluß ist hier 5 bis 10 m breit und in der Mitte etwa 1,5 m tief. Im Dezember strömte er mäßig und führte vielleicht 1 m³ pro Sekunde Wasser.

Rio Jerez, Dibulla
Rio Jerez / Rio Dibulla



    Der Weg vom Maziruma in die Ortschaft von Dibulla führt über den Fluß. An der Brücke liegt eine Wirtschaft mit Badestelle. Hier finden wir sowohl Süßwasserarten (Eleotris pisonis, Astyanax sp., Poecilia caucana und Poecilia sphenops) als auch marine Arten, die vom nahen Meer in den Fluß schwimmen.

Wassertemperatur: 24,4 °C
Elektr. Leitfähigkeit: 130 uS/cm






Süßwassernadel

     Diese Süßwassernadel (oder ist es eine Seenadel?) fingen wir im Uferbereich des Rio Jerez zwischen Wurzeln und grasähnlichen Wasserpflanzen.

   

Eleotris pisonis
Eleotris pisonis


Ebenfalls im Rio Jerez vertreten: Die räuberische Grundel Eleotris pisonis.

Fadenwels
Fadenwels

Fundort: Rio Cañas

Die Straße Riohacha - Santa Marta kreuzt eine ganze Reihe von Flüssen, die in der Sierra Nevada de Santa Marta entspringen und in die karibische See münden. Die im Westen gelegenen Flüsse sind kürzer, da die Berge hier dichter am Meer liegen. Dem entsprechend ist die Wassertemperatur niedriger, Gefälle und Strömung sind stärker. Richtung Westen folgt dem Rio Jerez der Rio Cañas. An einer Badestelle dieses Flusses nahe der Troncal fingen uns Kinder diesen Fadenwels (Pimelodella oder Rhamdia?).


Sicydium sp. ?
Grundel

Fundort: Rio Ancho

Der nächste Fluss ist der Rio Ancho mit noch etwas kühlerem Waser. Im Uferbereich ist der Grund sandig bis kiesig, mit zahlreichen großen Findlingen. Hier leben auffällig gestreifte Grundeln (Sicydium sp.?). Die Fische haben bauchseitig ein Saugorgan. Auf einer festen Oberfläche rutschend oder kriechend können sie sich aus dem Wasser heraus bewegen. Während der Fang der Fische noch andauerte entkamen so einige Exemplaren aus dem im flachen Wasser stehenden Sammelgefäß.



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In der Trockenzeit von Dezember bis März regnet es selten im Atlantico. Durch die starke Verdunstung und den fehlenden Nachschub schrumpfen kleine Gewässer rasch zusammen und versiegen nicht selten ganz. Außer dem Magdalenenstrom gibt es keine größeren Fließgewässer aber es gibt die Arroyos. Viele dieser Bäche führen nur nach Regenereignissen Wasser aber einige werden aus permanenten Quellen gespeist. Aus den Siedlungen, insbesondere natürlich aus Barranquilla, fließen erhebliche Mengen an nur zum Teil geklärtem Abwasser ab und machen oft einen Großteil der Wassermenge der natürlichen Vorfluter aus. Die Wässer sind aus verschiedenen Gründen oftmals hoch mineralisiert mit einer Gesamthärte von z.T. über 50 °dH und einer elektrischen Leitfähigkeit von über 3000 uS/cm. Versickerndes Regenwasser nimmt aus dem Boden größere Mengen an Kalk und andere Salzen auf. Die starke Verdunstung führt zu einer Aufkonzentrierung der Salze. In unmittelberer Nähe des Meeres finden wir aufgrund der Vermischung mit Meerwasser Brackwasser. Abwassereinflüsse sorgen ebenfalls häufig für eine Erhöhung der Härte bzw. des Salzgehaltes. Indikatoren für Abwasseranteile sind z.B. hohe Gehalte an Schwermetallen, Bor und Phosphat. Zur Regenzeit sollten sich aufgrung der Verdünnung mit salzfreiem Regenwasser drastische Änderungen der Wasserzusammensetzung ergeben. Die Wassertemperatur liegt im Allgemeinen bei der Lufttemperatur, also etwa 26 bis 31 °C. Bei starker direkter Sonneneinstrahlung auf kleine Wasserkörper wurden aber auch Werte über 36°C gemessen.


Hyphessobrycon sp.?
Salmler

Diesen Salmler (Hyphessobrycon oder Astyanax?) und etwa zwanzig seiner Artgenossen fischten wir aus einer Restpfütze eines Arroyo der in Juan Mina die Straße nach Barranquilla kreuzt. Die restliche Population wird die Trockenzeit vermutlich nicht überleben.

Fundort JM2
LN 10°57'25,9''
LW 74°53'38,4''
22.12.2007, 16:00
Wassertemperatur: 27,7 °C
Elektr. Leitfähigkeit: 960 uS/cm
pH-Wert: 8,23
N03 n.n.; N02 n.n.; NH4 2,7 mg/L


Poecilia sphenops
Poecilia sphenops

Blaß, mit Parasiten und kaputten Flossen machten diese Poecilia sphenops aus Juan Mina einen sehr mitgenommenen Eindruck. Sie sind aber vital und auffällig groß.
Ihr Lebensraum ist nährstoffreich und stark mit Abwasser belastet.

Fundort JM1
Arroyo
Wassertemperatur: 27,7 °C; Lufttemperatur: 27,5 °C; Elektr. Leitfähigkeit: 2910 uS/cm;
pH-Wert: 7,66; GH 55 °d; KH 16 °d; NH4 0,7 mg/L; NO3 n.n. NO2 n.n.


Analyse JM1



Poecilia caucana
Poecilia caucana

Poecilia caucana ist eine der häufigsten Arten der Region. Neben Aequidens pulcher kommt sie in fast allen überprüften Gewässern vor.
Sicherstes Erkennungsmerkmal ist die schwarz-weiße Zeichnung in der Rückenflosse. Die abgebildeten Exemplare stammen aus dem Bachlauf des botanischen Garten in Barranquilla.

Fundort BQ1

Der Bachlauf des botanischen Garten von Barranquilla ist nach Aussage von Anwohnern ein ständig Wasser führendes, sauberes Gewässer. Er schlängelt sich malerisch und naturnah durch den vernachlässigten und zugemüllten Garten. Es münden einige temporär große (Regen-)Wassermengen führende Arroyos in den Bach. Ein gewisser Abwassereinfluß ist nicht ausgeschlossen. Gespeist wird der Bach von mehreren Quellen (ojos de agua) im oberen Teil des Garten. Aufgrund seiner Lage inmitten der auf einem Schild gelegenen Großstadt kommen als Ursprung versickertes Regenwasser sowie Infiltrationen aus maroden Trink- und Abwasserleitungen in Frage. Trotz seines Zustands ist der Garten mit seinem Gewässer ein einzigartiges Stadtbiotop.

Poecilia sp. ?
    Im Bachlauf des botanischen Garten von Barranquilla gibt es Fische, die den ebenfalls dort vorkommenden P. caucana und P. sphenops ähnlich sehen, sich aber doch in Farbe, Zeichnung, Körperbau und im Verhalten von diesen unterscheiden. 

Fundort BQ 1
Elektr. Leitfähigkeit: 1130 uS/cm
pH-Wert: 8,01
GH = KH = 15,5 °d
NO3 50 mg/L; NO2 n.n.; NH4 n.n.




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Barranquilla liegt an der Mündung des Magdalenenstroms (Río Magdalena). Die Stadt erstreckt sich dabei über etwa 10 km entlang der Westseite des Stroms. Gegenüber, auf der Ostseite, erstreckt sich das von Kanälen (Caños) und Lagunen (Ciénagas) durchzogene Gebiet der Isla Salamanca. Im Stadtteil Las Flores nehmen wir den "Jhonson" und queren den Fluß. Das Leben ist nicht einfach auf der Isla, die Verhältnisse sehr einfach, doch die Bewohner sind freundlich und hilfsbereit. Weite Teile des Landes werden monatelang vom Fluß überschwemmt. Der Boden und die Lagunen speichern Regenwasser. Je nach Wasserstand, bestimmt durch Jahreszeit und Tide, dringt Wasser vom Fluß her ein und vermischt sich mit dem Regenwasser.

Isla Salamanca   Die Ciénagas sind voller Fische und an ihren Ufern gedeiht eine große Vielfalt an Sumpfpflanzen. Links die "Cienaga del Caimán" welche einen größereren Kaiman beherbergen soll, den wir allerdings nicht zu Gesicht bekamen.


Hujeta   Cetenolucius Hujeta, der Hujeta Hechtsalmler (agujeta). Er findet sich in kleinen Gruppen in den Gräben und lauert dicht unter der Oberfläche auf kleinere Fische und Insekten. 


Hoplosternum sp.   Schwielenwelse der Gattung Hoplosternum sind hier sehr verbreitet.


Eigenmannia virescens   Die Messerfische (Eigenmannia virescens) leben versteckter und gehen weit seltener ins Netz als die Schwielenwelse.


Curimata sp.   Curimatiden sind ebenfalls typische Bewohner der Isla Salamanca.


Trichogaster pectoralis   Neben einheimischen Fischarten finden wir hier einen Asiaten: Trichogaster pectoralis, der wie die Tilapien (Oreochromis sp.) als Speisefisch eingeführt wurde und verwilderte. Ist er eine Bereicherung der heimischen Fauna mit Nutzen für den Menschen oder stellt er als invasives Neozoon eine Bedrohung heimischer Arten dar?